18.08.2016

Unsere crazy Abenteuerstory nach Varadero auf Kuba...




Varadero gilt eher als Pauschaltourismus-Paradies Kubas. Das trifft es auch ganz gut auf den Punkt. Wer hierher kommen möchte, muss sich damit dann wohl arrangieren. Ob man hier noch viel des Kubas erkennen kann, wie es einst mal war? Wohl eher nicht, schöne Fleckchen Strand am Meer kann mir hier aber trotzdem finden. Allein dieser irrealen türkisen Farbe des Meeres wegen, wie ich es vorher wirklich noch nie so intensiv gesehen habe, hat es sich gelohnt.





Nach Havanna, Trinidad und Cayo Coco unsere letzte Station in Kuba, wie wir allerdings hierher gekommen sind, war ein wenig chaotisch. Wen es nicht interessiert, lässt den Text aus und schaut sich einfach nur die Bilder von Varadero an. :)
Ehrlich gesagt, hab ich lange überlegt, ob ich die Geschichte hier überhaupt erzählen will. Da ich aber doch sehr oft danach gefragt wurde, lass ich euch hiermit einfach mal teilhaben, am chaotischen südamerikanischen Lifestyle. :)

Auch wenn ich mittlerweile drüber lachen kann, gab's eine Phase, in der ich den Kopf gesenkt und traurig geguckt hätte. Ja, ehrlich, ich war der Meinung, dass dieses Erlebnis einen Keil in unsere bisher wirklich perfekt schöne Kubareise geschlagen hatte. Kaum jemandem hatte ich die Geschichte bisher erzählt, aber sie gehört auch zur Reise und bringt uns die Kultur und Lebensweise des Landes wieder ein Stück näher und irgendwie sind es ja auch Reise-Erfahrungswerte, von der wir in einer Reise-Community profitieren. Möglicherweise würde ich auch alles genauso wieder machen. :D Denn in einem im Voraus gebuchten Reisebus auf einer pauschal zusammen gestellten Reiseroute, hätten wir so etwas sehr wahrscheinlich nicht erlebt... :) Aber von vorne...



Hätte ich meiner Mutti damals vor unserem Abflug nach Havanna erzählt, dass ich noch keinen blassen Schimmer habe, wie wir denn wohl von Cayo Coco wieder wegkommen, hätte sie sicherlich den Flug storniert. Oder sich an die Heizung gekettet, wäre in den Hungerstreik gegangen und nie im Leben mit mir nach Kuba geflogen. Wahrheitsgemäß war es so, dass unsere Planung vorsah, dass wir von Cayo Coco nach Varadero fahren, nur wusste ich nicht genau wie. :D Von Cayo Coco nach Varadero waren es gut 450 km, ca 6h Fahrt. Nicht gerade Kurzstrecke, aber auch keine unüberbrückbare Distanz, erst recht nicht für eine Rundreise im Backpacking-Style. Irgendwas wird sich schon finden, dachte ich mir einfach.
Dass ich auch jetzt wieder zuhause auf dem warmen Sofa sitze, bestätigt meinen Optimismus ja irgendwo wieder, zwischendrin ging mir aber doch tatsächlich mal ein wenig die Muffe. :D Ja, MIR!! Und da war ich froh, meine Mutti an der Seite zu haben, die in Mama-Kindergartenkind-Manier wie bei einer Schürfwunde mir mal kurz den Kopf tätschelt und zu neuem Lebensmut auffordert. Und ich dachte schon, die ganze Transport-Geschichte gibt noch gewaltig Ärger, aufgrund meiner leichtsinnigen "Nichtplanung". Weiß auch nicht, was da mit meiner Mama los war, vielleicht zu viel Cuba libre oder Mojitos... diese Abenteuererin. :D





Als wir also auf Cayo Coco ankamen, hatte ich zunächst noch keinen blassen Schimmer, wie wir denn danach weiter nach Varadero reisen würden. Findet sich immer was, war mein Gedanke, das Angebot unserer Fahrers, der uns aus Trinidad dort hinbrachte, überzeugte mich noch nicht so ganz. 120 Dollar, was für die Strecke Cayo Coco - Varadero aus "europäischer" Sicht ein echtes Schnäppchen ist, war mir irgendwie trotzdem noch zu teuer. :D Ich hoffte auf preiswertere Angebote direkt vor Ort. Ich bewahrte aber seine Karte auf und konnte ihn immernoch anrufen, wenn ich es mir anders überlegte, das würde dann allerdings 30 Dollar mehr kosten. Vor Ort auf Cayo Coco musste ich mir dann eingestehen, dass der Preis ein Glücksgriff war, denn ein Taxi über die üblichen Reiseveranstalter hätte mindestens 200 Dollar gekostet. Unser Hotel hätte uns sogar nur ein Taxi für knapp 300 Dollar anbieten können. Also lies ich zwei Tage vor Abreise nach Varadero unseren Fahrer durch unser Hotel anrufen, um die Fahrt für 150 Dollar nach Varadero zu buchen.
Montag morgen halb 12.




Der kam dann aber (natürlich) nicht. Immerhin waren die Angestellten im Sol Cayo Coco so lieb und haben mehrmals versucht zu erreichen, aber die Nummer war plötzlich nicht mehr verfügbar. Da wurde mir schon ein wenig heiß, denn ich hatte ja berichtet, wie spärlich die Transportmöglichkeiten auf Cayo Coco vertreten waren. Die meisten Gäste hier hatten eine Pauschalreise gebucht oder zumindest gründlich genug recherchiert, um sich einen Inlandsflug über den kleinen Flughafen direkt auf der Insel zu buchen.
Wo bekommen wir jetzt also auf die Schnelle ein Taxi her, für das wir nicht mehrere Hundert Dollar hinlegen müssen. An dieser Stelle nochmal großen Dank an unser Hotel, das von selbst seine Hilfe angeboten hatte und für uns versuchte, einen Fahrer zum ungefähr gleichen Preis von 150 Dollar ausfindig zu machen, obwohl wir ja nach Check Out nicht mal mehr offiziell Gäste im Hotel waren. (Vielleicht wieder typisch europäische Denkweise, die die Hilfsbereitschaft der Südamerikaner unterschätzt ;) )





Nach langer Rumtelefoniererei hat also der Kofferträger (! :D) des Hotels "jemanden" erreicht, der uns für 160 Dollar fahren würde und es sollte noch 2 Stunden dauern bis dieser kommen würde. Naja gut, war ja unsere einzige Möglichkeit.
Das hat dann soweit geklappt, mit nur 10 Minuten Verspätung saßen wir also im Auto, zusammen mit noch einem Pärchen aus Argentinien. Das Taxi sollten wir dann nach einer halben Stunde Fahrt nochmal wechseln, wir bekämen ein größeres Auto, sind dafür am Straßenrand mitten in der Pampa stehengeblieben und erstmal gewartet. Weit und breit war nur Feld und ein paar Bäume zu sehen; und ein alter Traktor mit Tank, der aus einem Rohr mit einer Plörre befüllt wurde und schon lange am Überlaufen war.




Die kurze Pause nutzen die beiden Argentinier, um mit mir nochmal den Preis für die Fahrt zu besprechen. Denn, da wir ja jetzt ein Taxi teilten, sollte nochmal ein besserer Preis für uns alle drin sein und wir sollten nochmal mit unserem Fahrer verhandeln. Irgendwann kam dann unser neues Auto inklusive neuem Fahrer, größer war es nicht wirklich und Klimaanlage gab's auch immer noch nicht. Das Gepäck von vier Personen in den kleinen Kofferraum und uns in die Front gequetscht, es war ziemlich eng und der Wind kam die ganze Zeit durch die offenen Fenster reingeblasen. Unsere Mitfahrer haben dann mit unserem Taxidriver einen neuen Preis ausgehandelt und ich bin blöderweise nicht in die Verhandlung mit eingestiegen. Darüber ärger ich mich am meisten. Naja gut, wir sind also weitergefahren und immerhin hatten wir überhaupt einen Transport. Dachte mir, das reicht ja noch am Ende, wenn wir dann aussteigen. In Santa Clara haben wir sie abgeladen und sind weiter gefahren. Die beiden hatten dann für die halbe Strecke, die sie mitgefahren sind, statt 100 nur 60 Dollar bezahlt. Deren Vorteil war sicherlich auch, dass sie ja logischerweise Espanol fluente sprachen und die Verständigung mit dem Fahrer ganz reibungslos verlief.
Irgendwann hat es geregnet aus Strömen, um uns herum war vom Regen alles weiß und man hat unübertrieben einfach nichts gesehen. Nichts. Aber die Fahrt ging natürlich trotzdem weiter. Die Fenster hat unser Fahrer immerhin zugemacht, aber dafür sind wir in der Hitze jetzt fast erstickt. :D



Das war Gott sei Dank nur ein vorrübergehender Zustand und es hat kurz darauf wieder aufgehört. Nach einer Weile meinte der Fahrer, wir müssten mal tanken und sind von der Autobahn (auf der übrigens auch Pferdekutschen, Fußgänger und Fahrräder passieren und auch nicht unbedingt in die selbe Richtung) abgefahren in eine kleine Stadt. Irgendwann wurde die Stadt immer mehr zum Dorf und die Häuser im Dorf immer kleiner, die Straßen immer enger und unbebauter bis irgendwann alles nur noch aus Lehm bestand, Hühner und Kühe auf der "Straße" herum liefen und viel "Landwirtschaft" zu sehen war. Die Straßen waren längst nicht mehr geteert, sondern aus Erde und jegliches Fahrwerk darauf nur noch alte Holzbretterkarren oder maximal ein verrosteter Trecker. Dort haben wir dann in der letzten "Hofeinfahrt" geparkt, es wurde "getankt" à la irgendeine Plörre in die Tanköffnung gekippt, ein technischer Check am Auto vorgenommen und mal wieder der Fahrer gewechselt. (Der Bruder fährt uns jetzt also nach Varadero weiter.)





So weit so gut und das fand ich ja noch ganz spannend, denn von dieser Seite kenn ich Südamerika eben auch. Allerdings wollte ich eigentlich nur so zeitig wie möglich im Hotel unserer letzten Kuba-Station ankommen, denn ich befürchtete, dass es nahezu Mitternacht werden würde, bis wir unser Hotelzimmer beziehen können. Wir hatten nur am Morgen gefrühstückt, das Drama des ursprünglich geplatzten Transport zehrte an meinen Nerven und wir fühlten uns ziemlich klebrig und erschöpft.
Irgendwann waren wir dann in Varadero, was ich soweit gar nicht angezweifelt hab. Ich hab dann also auch ein wenig um den Preis gefeilscht und wollte dem Fahrer 100 Dollar geben, was zusammen mit dem Geld der Argentinier die vereinbarten 160 Dollar gemacht hätte. Aber das war nicht so ganz im Sinne unseres Fahrers und dieser wollte von uns natürlich die vollen 160 Dollar.  Also hab ich ihm halt noch 20 mehr gegeben. Ich wollte einfach nur ins Hotel, einchecken, etwas zu essen und dann ins Bett fallen. Nach kurzer Diskussion sind wir einfach in die Lobby gegangen zum Check-in. Aus dem Augenwinkel hab ich beobachtet, wie unser Fahrer immernoch nervös und unzufrieden auf und ab marschierte, denn er wartete offensichtlich noch auf die aus seiner Kalkulation fehlenden 40 Dollar. Wir wurden also auf unser Zimmer gebracht. Packten schnell das Nötigste aus, wollten uns frisch machen und noch schnell im Restaurant etwas zu Abendessen. Da klingelte bereits das Telefon. Ich versuchte es gekonnt zu ignorieren. Auch den zweiten Anruf.

Als es an der Tür geklopft hat, konnte ich das dann aber nicht mehr ignorieren. Ich schaute durch den Spion und vor der Tür erwarteten mich die Dame von der Gästebetreuung, ein Schrank von Securitymann und noch eine andere Person, allesamt Kubaner. Ich glaube, es waren drei, vielleicht aber auch vier? "Es gibt Probleme, könnten Sie die bitte klären?!", erklärte mir die Gästebetreuerin mit etwas vorwurfsvollem Unterton auf Spanisch, "mit ihrem Taxifahrer, der hat jetzt die Polizei gerufen!".
Bäm. Oops, nicht gut. Ehm. Da versuchte ich erstmal klaren Kopf zu bewahren. Hat nicht funktioniert. In einer kleinen Diskussion versuchte ich die Missverständnisse aufzuklären, aber die Dame wurde etwas ungehalten und ungeduldig und man merkte, dass sie es gar nicht gut fand, dass es gerade so ein Aufregen in ihrem Hotel gibt.
Also mussten wir zurück zur Rezeption, in meinen staubigen Jeansshorts und schweißigen Haaren marschierte ich also im Spießroutenlauf durch die für den Abend rausgeputzten restlichen Gäste in der Lobby, wo wir auch schon von der kubanischen Polizei erwartet wurden. Zusammen mit einem Polizisten und dem restlichen Trupp mussten wir dann ins Büro der Gäsetbetreuerin. Passenderweise befand sich dieses mitten in der Hotellobby, welche voller Gäste war, da sich an jedem Ende der Hotellobby eine Bar befand. On top  bestand das Büro ausschließlich aus Glaswänden, sodass unser gelungener Hotelauftritt natürlich auch bestens beobachtet werden konnte!





Wir waren dann bestimmt 20 Minuten in diesem Glasbunker und mussten uns nochmal die spanischen Vorwürfe des Taxifahrers anhören sowie die indirekte Aufforderung der semi-freundlichen Gästebetreuerin, doch endlich die 40 Dollar noch zu bezahlen. Auch, wenn ich ihr wieder zu erklären versuchte, dass das ein Missverständnis ist, hat mir allein schon ihr Auftreten gesagt, dass wir nicht d'rum rum kommen, den Rest zu bezahlen. Und gegen südamerikanische Loyalität und Solidarität zu den eigenen Landsmännern haben wir europäische Touris dann doch leider keine Chance und hatten von ihr nicht wirklich Rückendeckung. Sie betonte sogar nochmal explizit, dass wir ohnehin schon einen besonders günstigen Preis angeboten bekommen haben. Jo. Wusste ich ja. Geärgert hat's mich trotzdem, ich hab dann das restliche Geld bezahlt, weil's ohnehin hoffnungslos für uns ausgegangen wär. Der junge Taxifahrer zischte siegreich ab und ich blieb ein wenig angeknackst zurück. Angeknackst, weil ich bisher so gute und tolle Erfahrungen mit vielen lieben Kubanern auf der Reise gemacht hatte und das jetzt einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Am meisten stoß mir die Unfreundlichkeit der Betreuerin auf, die in meinen Augen den Zweck ihrer Arbeitsstelle völligst verfehlt hat. Ich wollte beim besten Willen nicht, dass sie sofort Partei für ihre Gäste, also uns, ergreift, aber ein wenig Verhandlungsgeschick ihrerseits wäre wünschenswert gewesen.
So hatten wir also mal eben die Zeche geprellt haben und auch die kubanische Polizei kennengelernt. Die außer ihrer Anwesenheit zwar nichts gemacht hat, aber allein durch südamerikanische Vorurteile schon den Zweck der Erfurcht bei mir erfüllt hat. In einer kubanischen Verwahrung hätte ich nicht landen wollen und, dass auch (sicherlich nicht alle, aber doch) einige südamerikanische Polizisten bestechlich sind und ein wenig Profit schnuppern, wenn Touris im Spiel sind, ist ja weitestgehend bekannt.
Vor Korruption im südamerikanischen Sicherheitssektor habe ich nämlich seit meinem Aufenthalt in Guatemala Respekt. ;) Und diesen Bogen hätte ich im Glasbunker dann doch nicht überspannen wollen, auch wenn wir da vielleicht ein wenig über's Ohr gehauen wurden.

Meine Mum regte sich nur ein wenig über die Hinterlistigkeit auf und hat sich über die ganze Geschichte hinterher nur kaputt gelacht. Mir hat das einen Dämpfer verpasst, der noch den ganzen Tag darauf andauerte. Als i-Tüpfelchen hat mich am nächsten Tag das Filmteam der Sendung Wunderschön auf WDR mit Schmollschnute am Frühstückstisch gefilmt. Hoffentlich schneiden die das raus.. :D






Nichtsdestotrotz wurde unser Aufenthalt in Varadero doch noch sehr schön. Varadero ist sehr touristisch und hier versammeln sich Pauschaltouris von A bis Z. Varadero war unsere letzte Station in Kuba und wir hatten die Halbinsel hauptsächlich mit als Ziel auf die Route genommen, da wir am letzten Tag wieder früh aus Havanna nach Deutschland zurückgeflogen sind. Eine weitere Nacht in Havanna wollte ich nicht einplanen, also suchten wir etwas in der Nähe. Der letzte Aufenthalt in Varadero lag daher für uns nahe. Das Meer in Varadero ist auch wunderschön, aber auf andere Weise als das auf Cayo Coco. Ein knalligeres Blau, mit - ich nenne es mal :D - "mehr Charakter".






Zu den Attraktionen in Varadero kann ich nicht viel sagen, außer, dass es eine kleine Mall im Plaza América gibt, in der wir noch ein paar Last Minute Souvenirs geshoppt haben. Bis auf die Arts'n'Crafts Sachen sind die Preise hier aber nicht gerade Schnäppchen-like.







Diese ganze actionreiche Geschichte und die offensichtliche Schwierigkeit mit dem Taxi von Cayo Coco wegzukommen würde mich dennoch nicht davon abhalten, Cayo Coco wieder mit auf meine Reiseroute zu nehmen! ;)



2 Kommentare:

  1. Wunderschöne Fotos, sieht absolut traumhaft aus <3
    Die Story mit dem Taxi Fahrer ist ja heftig, hätte nicht gedacht, dass man da direkt die Polizei ruft. Aber wahrscheinlich war es wirklich besser, dann einfach den Betrag nachzubezahlen - wie du schon sagst, Sicherheitsverwahrung wäre wahrscheinlich nicht so angenehm geworden. Aber umso besser, dass ihr dann trotzdem noch einen schönen Urlaub hattet :)


    Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns gegenseitig folgen und uns so unterstützen <3

    Liebe Grüße

    http://nilooorac.com

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  2. wow, da bekommt man ja direkt fernweh....
    nach cuba wollte immer mal, einfach nur ein traumziel
    und danke für die wunderschönen eindrücke

    alles Liebe deine AMELY ROSE

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